Inhalt: "echt" ist ein kunstvolles, philosophisches, sensibles, vor allem aber auch spannungsreiches Jugendbuch zwischen Obdachlosen-Reportage, Kriminal- und Liebesroman, das die abenteuerlichen Erlebnisse des vierzehnjährigen Albert Cramer erzählt, der Kontakte zum Bahnhofsmilieu knüpft und dieses mit seiner Kamera erforscht. Rezension: "Je schlechter ein Mensch aussieht, desto wichtiger ist, dass er gesehen wird." Das ist nur eine von zahlreichen Sentenzen, die "echt" zum Weiterdenken mitgibt, die in gewisser Weise aber auch den Kern dieses Jugendbuches des vielfach ausgezeichneten Journalisten Christoph Scheuring bildet. Erzählt wird von und aus der Perspektive Albert Cramers, der außer dem altmodischen Vornamen und dem C im Nachnamen zunächst wenig besonders scheint. Allerdings ist sein Vater Mathematikprofessor und mit seinen Formeln verheiratet, weshalb seine Mutter, kreativ und kunstaffin, Vater und Sohn irgendwann sitzen ließ. So wächst Albert im vornehmen Milieu von Blankenese in einer beschränkten, aber exklusiven Idylle auf, der er jedoch mit Kamera und Objektiv entflieht, um am Bahnhof Schnappschüsse von Abschieden zu sammeln. Er sucht den perfekten Moment, das Authentische und traut sich und der Kamera zu, dieses zu entdecken und zu fixieren. Bis er auf Kati trifft, die in seinem besten Foto alles andere als den perfekten Moment sieht, vielmehr den Anhaltspunkt für eine dunkle Wahrheit - die über ihre verstorbene Schwester. Kati bzw. die Liebe verlockt Albert zu einer abenteuerlichen Reise in die Unterwelt des Bahnhofsmilieus, in der er die Realitäten anderer Jugendlicher kennenlernt und Nahaufnahmen von deren Existenz am Rande des Abgrunds macht. So gewinnt er neue Perspektiven und entwickelt seine Philosophie des Fotografierens fort. Der Roman besticht durch die Authentizität seiner Figuren und Szenerien - sie scheinen echt. Ob Albert, Kati, die anderen Bahnhofskinder oder der obdachlose Philosoph Filbinger - echt in ihrer Verzweiflung, in ihrer Hoffnungslosigkeit, aber auch in ihrer (Mit-) Menschlichkeit, so brutal diese auch manchmal ist. Der Bahnhof als Fixpunkt bildet dabei die semantisch vielschichtig aufgeladene Kulisse. - Ein Text, der sich kunstvoll zwischen Obdachlosen-Reportage, Kriminal- und Liebesroman bewegt und zugleich Suchtprävention ohne moralischen Zeigefinger betreibt. Eine Lektüre, die verändert - insbesondere den Blick auf die, die auf der anderen Seite des Lebens stehen. Schlagworte:reality Systematik: J Umfang: 255 S. Standort: J Scheur ISBN: 978-3-7348-5001-1
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